Der einfache Weg ist nicht immer der beste

Ein Leitfaden zu besseren Entscheidungen

Warum der einfache Weg oft langfristige Probleme verursacht und wie bewusste Entscheidungen zu nachhaltigem Erfolg führen.

Jeden Tag stehen wir vor Entscheidungen, die unser Leben prägen. Einige wirken klein, andere scheinen groß, und manche entfalten ihre wahre Bedeutung erst mit der Zeit. Sollten wir uns um einen neuen Job bewerben, wenn uns der alte nicht mehr erfüllt – oder bleiben wir aus Bequemlichkeit? Suchen wir das Gespräch mit der alten Freundin, die uns verletzt hat – oder lassen wir die Freundschaft zerbrechen? Entschuldigen wir uns bei unserem Partner für einen Fehler – oder flüchten wir uns ins für uns einfachere, aber verletzende Schweigen? Im Blogartikel will ich erläutern, warum der einfache Weg oft langfristige Probleme verursacht.

Jede dieser Entscheidungen, ob klein oder groß, formt unser Leben – und viele Menschen entscheiden sich täglich für den einfachen Weg. Für das Ghosting, für das Nicht-Einhalten von Versprechen, für das Vermeiden. Wir gehen den Weg des geringsten Widerstands oder den der kleinsten Angst. Wir wählen die kurzfristige Lösung, die uns jetzt Erleichterung verschafft und vertagen alle Konsequenzen auf morgen. Diese Neigung kann jedoch langfristig erhebliche Probleme verursachen, da diese kurzfristigen Lösungen oft tiefere und nachhaltigere Schwierigkeiten erzeugen.

Im Blogartikel zeige ich, welche Natur der leichte Weg hat und was Gründe sind, dass wir uns für ihn entscheiden. Danach gehen wir auf Ursachenforschung und schauen uns die Gründe für dieses Verhalten an. Und am Ende werden wir erkunden, ob es einen „richtigen“ Weg gibt.

Warum der einfache Weg langfristige Probleme verursacht

Was ist die Natur des leichten Weges?

Der leichte Weg ist oft verlockend, weil er sofortige Befriedigung bietet. In einer Welt, die immer mehr auf Schnelligkeit und Bequemlichkeit ausgerichtet ist, scheint es oft sinnvoll, den schnellsten und einfachsten (Aus)weg zu wählen. Ob es sich um die Nutzung von Abkürzungen bei der Arbeit, das Vermeiden schwieriger Gespräche oder das Ignorieren langfristiger Konsequenzen zugunsten kurzfristiger Gewinne handelt – der leichte Weg verspricht weniger Anstrengung und weniger Stress.

Und wir bekommen es auch vorgelebt – von Chefinnen und Chefs, Politiker*innen, Stars und Sternchen. Statt Sport zu machen und die Ernährung umzustellen (wenn man denn unbedingt Gewicht verlieren will), sind Schönheits-OPs heute die Norm und nicht die Ausnahme. Statt das Mitarbeitergespräch zu suchen oder die eigene Führungskompetenz zu erweitern, wird darauf gebaut, dass das Team es schon lösen wird. Und statt langfristig zu entscheiden, was das Beste für Mensch und Umwelt ist, wird die eigene Meinung alle zwei Wochen und vor jeder Wahl medienwirksam geändert.

Warum der einfache Weg langfristige Probleme verursacht: Konsequenzen des leichten Weges

Doch diese kurzfristige Erleichterung hat ihren Preis. Der leichte Weg führt selten zu nachhaltigen Lösungen. Er neigt dazu, die zugrunde liegenden Ursachen zu verschleiern oder zu verschlimmern, anstatt sie zu lösen. Im schlimmsten Fall können sich die Probleme aufstauen und schließlich in einer Krise gipfeln, deren Bewältigung weit mehr Aufwand erfordert als die ursprüngliche Herausforderung.

Die Wahl des leichten Weges kann eine Vielzahl von Konsequenzen nach sich ziehen. In persönlichen Beziehungen kann das Vermeiden schwieriger Gespräche oder das Ignorieren von Konflikten vielleicht das Scheitern der Beziehung bedeuten. Im beruflichen Kontext kann das Streben nach schnellen Erfolgen auf Kosten von Qualität und Integrität zu langfristigen Misserfolgen und einem schlechten Ruf führen.

Und auch in anderen Bereichen, zum Beispiel unserer Gesundheit, ist der leichte Weg oft eine Sackgasse. Viele Menschen leben einen bequemen, aber ungesunden Lebensstil, essen z.B. zu viel Fast Food oder bewegen sich zu wenig. Diese Entscheidungen können kurzfristig einfacher erscheinen, führen jedoch langfristig zu gesundheitlichen Problemen, die viel schwieriger zu bewältigen sind.

Woran liegt es, dass wir so handeln, obwohl wir es eigentlich besser wissen?

Ursache 1: Unser Gehirn

Schauen wir zunächst einmal in die Schaltzentrale unseres Nervensystems – unser Gehirn. Es ist im Verhältnis zum Körper recht groß und verbraucht auch im Ruhezustand relativ viel Energie. Energie, die wir über Nahrung aufnehmen und die zu der Zeit, als sich unser Gehirn entwickelt hat, knapp werden konnte. Denn in einer Welt, in der es noch keine Supermärkte gab und man nicht einfach eine Pizza bestellen konnte, sondern mühsam auf die Suche nach Beeren oder Wild gehen musste, war es höchste Priorität, Energie zu sparen.

Das Gehirn des Menschen lässt uns erstaunliche Leistungen vollbringen, aber energetisch gesehen ist es teuer. Deshalb ist der Autopilot in den meisten Fällen angeschaltet. Wir merken das heute noch, wenn wir mit dem Auto oder Rad von der Arbeit nach Hause fahren und uns gar nicht mehr erinnern können, wie wir nach Hause gekommen sind. Wir kennen den Weg, wir fahren immer dieselben Strecken und das Gehirn will nicht mehr Energie als nötig in die Aufgabe stecken. Das funktioniert in den meisten Fällen auch ganz gut, außer es passieren außergewöhnliche Dinge. Dasselbe gilt auch bei Entscheidungen. Es gibt eine bequeme Variante, bei der wir uns nicht sehr anstrengen müssen, die leicht erreichbar oder umsetzbar ist oder uns schnelle Erfolge verspricht.

Ursache 2: Affektoptimierung

Der zweite Aspekt ist das, was Wissenschaftler “Affektoptimierung” nennen. Wir suchen schöne, angenehme Emotionen, Gefühle und Zustände und vermeiden unglückliche oder negative Situationen. Auch das ergibt evolutionär wieder Sinn, denn meistens sind Situationen, die mit negativen Gefühlen verbunden sind, gefährlich oder bedrohlich für unsere psychische und physische Gesundheit. Der Körper warnt uns also durch unsere Gefühle, in diesen Situationen zu bleiben.

In einer Welt, die so stark konsumorientiert ist wie unsere, ist das Erreichen von „guten“ Gefühlen relativ leicht. Wir müssen einfach nur konsumieren, was uns vorgegeben wird. Ich will mich nicht mit meinen Problemen auf Arbeit beschäftigen? Dann spiele ich lieber stundenlang das Handyspiel. Ich möchte mich nicht mit mir selbst auseinandersetzen? Kein Problem, in der nächsten Dating-App stehen Hunderte neuer Profile zur Verfügung, die mir Ablenkung versprechen. Ich habe Ängste oder Zweifel? Mit ein bisschen Shopping kann man die negativen Gefühle vergessen.

Affektoptimierung an sich ist also eine nützliche Sache, die unser Überleben sichert, aber sie entwickelte sich in einer Welt, die ganz anders war als unsere. Und deshalb kann sie uns heute schaden, wenn wir sie nicht reflektiert einsetzen. Und natürlich können auch unsere Muster und Glaubenssätze dazu beitragen, dass wir unbewusst handeln.

Ursache 3: Illusion der Einfachheit

Ein häufiger Grund, warum Menschen den leichten Weg wählen, liegt in der Illusion der Einfachheit. Wir neigen dazu, komplexe Probleme zu vereinfachen und die damit verbundenen Herausforderungen zu unterschätzen. Wir Menschen mögen keine Unsicherheit und machen uns daher oft vor, dass wir die Dinge mehr unter Kontrolle haben als wir es tatsächlich tun. Und manchmal haben wir auch Angst, dass wir, wenn wir zu genau hinsehen, unsere Vorstellungen oder Hoffnungen zerstören. Statt uns also mit der komplexen Situation in ihrer Gesamtheit auseinanderzusetzen, denken wir „Ach, wird schon nicht so schlimm werden“. Diese Illusion kann dazu führen, dass wir uns für scheinbar einfache Lösungen entscheiden, die sich später als ineffektiv oder sogar schädlich erweisen.

Ein Beispiel ist der Umgang mit finanziellen Schwierigkeiten. Anstatt langfristige Sparpläne zu erstellen und sich diszipliniert an ein Budget zu halten, entscheiden sich viele Menschen für kurzfristige Kredite oder Schulden, die zunächst eine einfache Lösung zu sein scheinen. Langfristig können diese jedoch zu einer erheblichen finanziellen Belastung führen und das ursprüngliche Problem verschlimmern.

Ursache 4: Instant Gratification

Wir leben in einer Welt, die instant gratification, also die sofortige Belohnung oder Bedürfnisbefriedigung ermöglicht. Amazon liefert innerhalb von 2 Stunden. Wir müssen auf nichts mehr warten, Anschaffungen können über Kredite bezahlt werden, warum noch mühsam sparen. Es ist tatsächlich auch schwer, hier gegen den Strom der Masse zu schwimmen. Warum soll ich auf Dates gehen und mich mühsam mit einem anderen Menschen auseinandersetzen, wenn ich doch im Internet Chatbots oder Seiten für Erwachsene anschauen kann, die nichts von mir fordern.

Die sofortige Belohnung hat auch eine Wirkung auf unser Gehirn. Jedes Mal, wenn es belohnt wird, erhält es einen kleinen chemischen Push aus „Glückshormonen“. Wir empfinden das als angenehm und suchen diese Situationen dadurch häufiger auf. Das Gehirn gewöhnt sich jedoch schon bald daran und daher müssen wir neue, schnellere Wege finden, dieses Hoch auszulösen. Dieser Umstand kombiniert mit der Tatsache, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der alles „Markt“ sein kann, trägt dazu bei, dass sich der Teufelskreis der sofortigen Belohnung immer schneller dreht. Und auch dies ist ein Grund, warum der einfache Weg langfristige Probleme verursacht.

Ursache 5: Keine oder die falsche Zielvorstellung

Ein wesentlicher Grund, warum wir den leichten Weg wählen, liegt in unseren Zielen – oder vielmehr in deren Unklarheit. Wenn unsere Ziele nicht klar definiert sind oder wir von Ängsten überwältigt werden, die uns glauben lassen, dass sie unerreichbar sind, fehlt uns die notwendige Richtung für unsere Entscheidungen. Ohne ein klares Ziel vor Augen oder die Bereitschaft, kurzfristige Belohnungen zugunsten langfristiger Erfolge aufzuschieben, verlieren wir leicht den Fokus. Ein Beispiel: Menschen, die behaupten, eine Führungsposition anstreben zu wollen, opfern oft die notwendigen Schritte dorthin für kurzfristige, bequemere Alternativen. Oder Leute, die sagen, dass sie eine echte Beziehung wollen, nur um dann die Kommunikation abzubrechen, wenn es schwierig wird. Solche Verhaltensweisen zeigen, wie schnell wir uns selbst sabotieren können, wenn unsere Ziele und unser Mut, sie zu verfolgen, nicht stark genug sind.

Doch es kann auch die “falschen” Ziele geben. Nämlich die, die für uns nicht erstrebenswert sind. Diese können uns nicht motivieren, ins Handeln zu kommen und die Schwelle zum Tun zu überschreiten. Oft sieht man dies bei Studierenden, die keine richtige Lust auf ihr Studienfach haben und es nur studieren, weil zum Beispiel die Eltern es so wollten oder weil man eben einfach BWL studiert. Eine positive Einstellung zum Studienfach, die einen motiviert, auch durch schwierige Zeiten dranzubleiben, kann so nur schwer entstehen. So landen Menschen dann auch später in Berufen, die sie nicht mögen und für die sie nur schwer Motivation aufbringen können.

Gibt es denn einen richtigen Weg?

Wenn ich von einem richtigen Weg spreche, meine ich damit nicht, dass es den EINEN richtigen Weg gibt. Viele Wege führen nach Rom. Es gehört zu unserer Freiheit als Mensch dazu, dass wir wählen können, wie wir ein bestimmtes Ziel erreichen.

Der richtige Weg bedeutet, sich den tatsächlichen Problemen zu stellen und sie an der Wurzel zu packen. Dies kann unangenehm sein und erfordert oft ein hohes Maß an Selbstreflexion und Ehrlichkeit. Beispielsweise kann es bedeuten, schwierige Gespräche zu führen, sich mit den eigenen Schwächen zu konfrontieren oder langfristige Ziele über kurzfristige Befriedigungen zu stellen.

Der richtige Weg ist oft schwieriger und mit mehr Anstrengung verbunden. Er erfordert oft Geduld, Ausdauer und manchmal auch das Überwinden erheblicher Hindernisse. Doch gerade diese Schwierigkeiten sind es, die zu nachhaltigen und tiefgreifenden Lösungen führen.

Der Wert des richtigen Weges

Obwohl der richtige Weg oft schwieriger ist, führt er zu wertvollen persönlichen und beruflichen Wachstumsprozessen. Wir alle haben im Leben unsere Entwicklungsaufgaben, die wir aktiv angehen – oder so lange ignorieren können, bis das Leben uns keine Wahl mehr lässt als uns mit ihnen zu beschäftigen. Diese Lebensthemen sind für jeden von uns einzigartig und ergeben sich aus unserer individuellen Geschichte.

Die Herausforderungen, die wir auf diesem Weg bewältigen, tragen zur Entwicklung von Fähigkeiten wie Resilienz, Problemlösungskompetenz und Selbstdisziplin bei. Diese Fähigkeiten sind nicht nur für das Überwinden der aktuellen Herausforderungen nützlich, sondern auch für zukünftige Probleme und Ziele von unschätzbarem Wert.

Der Prozess der Überwindung von Hindernissen auf dem richtigen Weg stärkt auch das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl. Es entsteht ein Gefühl der Erfüllung und des Stolzes, das nur durch die Bewältigung von Herausforderungen erreicht werden kann. Dieses Gefühl ist langfristig viel befriedigender als die kurzfristige Erleichterung, die der leichte Weg bietet.

Fazit: Warum der einfache Weg langfristige Probleme verursacht

Probleme entstehen oft dadurch, dass wir den leichten Weg wählen statt den richtigen. Während der leichte Weg sofortige Erleichterung bieten mag, führt er selten zu nachhaltigen Lösungen und kann langfristig erhebliche Probleme verursachen. Der richtige Weg, obwohl schwieriger, bietet die Möglichkeit zu echtem Wachstum, tiefer Selbstreflexion und langfristigem Erfolg. Indem wir uns den Herausforderungen stellen und die Anstrengung auf uns nehmen, können wir nicht nur die aktuellen Probleme überwinden, sondern auch die Fähigkeiten und das Selbstvertrauen entwickeln, um zukünftige Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.

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