Wie befrage ich das Unterbewusstsein?

Und warum ist es überhaupt nötig?

Das Unterbewusstsein hilft uns, komplexe Entscheidungen zu treffen und Informationen zu verarbeiten, die über die bewusste Aufmerksamkeit hinausgehen. Und es ist unsere Quelle für Inspirationen, Lösungen und Kreativität. Doch wie befrage ich das Unterbewusstsein? Denn es ist ja nicht direkt zugänglich, sondern eben – unterbewusst.

Was ist eigentlich das Unterbewusstsein?

Das Unterbewusste, auch Unbewusste genannt, umfasst alle mentalen Prozesse, die ohne unser bewusstes Erleben ablaufen. Moderne Psychologen beschreiben das Unterbewusste als ein komplexes System, das uns hilft, Informationen schnell und effizient zu verarbeiten und unser Verhalten zu beeinflussen, ohne dass wir es merken. Dazu gehören automatische Abläufe wie Wahrnehmung, Erinnern, Sprachverständnis und Entscheidungsfindung (vgl. Wilson 2004, Kap.1).

Im Gegensatz zu Freuds Vorstellung vom Unbewussten als Ort verdrängter primitiver Gedanken, betrachtet die moderne Psychologie es als eine Sammlung spezialisierter „Module“, die sich entwickelt haben, um komplexe Aufgaben zu bewältigen. Das Unterbewusste beeinflusst nicht nur einfache, automatische Handlungen, sondern spielt auch eine wichtige Rolle bei unseren Urteilen, Gefühlen und Motiven. Laut Carl G. Jung befinden sich im Unterbewussten auch nicht nur die verdrängten Anteile, sondern alles, was es nicht über eine gewisse Schwelle in unser Bewusstsein schafft (vgl. ebd.). 

Da wir keinen direkten Zugang zu diesen unbewussten Prozessen haben, ist es oft schwer, uns selbst vollständig zu verstehen. Doch das Unterbewusstsein kann eine reiche Quelle für Inspiration, Kreativität und neue Ideen sein. Es ist daher von Vorteil, zu wissen, wie man das Unbewusste aktivieren und befragen kann.

Wie befrage ich das Unterbewusstsein

Warum brauchen wir das Unbewusste?

Das Unbewusste spielt eine entscheidende Rolle in unserem mentalen Leben und ist notwendig für viele kognitive Prozesse. Moderne Forschung zeigt, dass ein Großteil der Aktivitäten im Gehirn unbewusst abläuft, da sie keine bewusste Aufmerksamkeit erfordern. Diese automatischen Prozesse – wie das Fahren auf einer vertrauten Strecke oder das Spielen eines Musikinstruments nach langer Übung – ermöglichen es uns, alltägliche Aufgaben effizient auszuführen, ohne darüber nachdenken zu müssen ([PT1]).

Das Unbewusste hilft uns auch, komplexe Entscheidungen zu treffen und Informationen zu verarbeiten, die über die bewusste Aufmerksamkeit hinausgehen. Es ermöglicht, dass wir auf frühere Erfahrungen zurückgreifen, um unser Verhalten in neuen Situationen zu steuern, ohne dass wir uns dieser Einflüsse bewusst sind. Oft beeinflusst es unsere Einstellungen, Vorlieben und sozialen Interaktionen, ohne dass wir es merken ([PT2]).

Darüber hinaus spielt das Unterbewusste eine wichtige Rolle beim Umgang mit psychischen Konflikten und emotionalen Herausforderungen. In der klassischen Psychoanalyse, wie von Sigmund Freud vorgeschlagen, hilft das Bewusstmachen von unbewussten Inhalten, psychische Belastungen zu lindern, indem versteckte Gefühle und Erinnerungen ans Licht gebracht werden. Neuere psychologische Ansätze betonen die Bedeutung unbewusster Prozesse auch in der alltäglichen Entscheidungsfindung und Verhaltenssteuerung (Wilson, Kap. 1).

Das Unterbewusstsein ist also ein essenzielles System für die Anpassung, das effiziente Bewältigen von Aufgaben und die emotionale Regulierung, das uns hilft, in einer komplexen Welt zu navigieren.

Wie befrage ich das Unterbewusstsein?

Wie ich oben schon geschrieben habe, kann es ein Vorteil sein, auf die kreativen Kräfte des Unterbewusstseins zuzugreifen, zum Beispiel wenn man eine Lösung für ein Problem sucht. Doch natürlich können wir nicht direkt darauf zugreifen – denn sonst wäre es ja nicht mehr das Unterbewusste. Vielmehr können wir über Umwege und bestimmte Methoden das Unbewusste so anregen, dass unbewusste Gedanken ins Bewusstsein übertreten können und wir dadurch in der Lage sind, sie zu denken. Oft wird dies als “Heureka”-Moment beschrieben – also ein Moment, in dem ich eine plötzliche, wie aus dem Nichts kommende Einsicht habe. Mit den folgenden Methoden kann dieser Prozess erleichtert werden. Wichtig dabei ist, das Bewusstsein und das “aktive” Denken (damit sind auch kritische Gedanken gemeint) so weit wie möglich herunterzufahren.

Meditation – Autogenes Training

Eine klassische Methode ist die Meditation, insbesondere die Technik des autogenen Trainings. Dabei begibt man sich auf eine Fantasiereise, die der Hypnose (siehe unten) ähnelt, um unbewusste Inhalte bewusst zu machen.

Meditation – Automatisches Schreiben

Es gibt jedoch auch andere Arten von Meditation, zum Beispiel Gehmeditationen oder Schreibmeditationen. Hier ist vor allem die Technik des automatischen Schreibens zu nennen. Dazu benötigt man einen Stift und mehrere Blätter Papier sowie einen Timer, den man auf 15 Minuten einstellt. Dann beginnt man alles aufzuschreiben, was einem im Kopf herumgeht, ohne zu stoppen. Dieser Zustand des „Flows“ kann den Zugang zu unbewussten Gedanken erleichtern. Wenn ich diese Technik anwende, bin ich hinterher oft überrascht, was ich alles aufgeschrieben habe.

Tätigkeiten im Flow

Ähnlich wie bei der Schreibmeditation eignen sich auch andere Tätigkeiten, die einen Flow-Zustand hervorrufen könne, dazu, Ideen oder Heureka-Momente anzuregen. Für manche Menschen ist es Gärtnern, für andere Joggen. Der Flow ist ein Zustand, bei dem die Zeit still zu stehen scheint und bei dem die Anforderungen, die sich aus der Aufgabe ergeben, mit den Fähigkeiten, die man hat, in Balance befinden. Die Aufgabe ist also weder zu schwer noch zu leicht, sondern genau richtig, um das Gehirn ganzheitlich zu stimulieren. 

Ausdauersport

Auch leichter Ausdauersport, 20 oder 25 Minuten am Stück ausgeübt, kann uns helfen, unbewusste Anteile an die Oberfläche zu bringen. Oft sind die Gedanken zum Beispiel nach einem Spaziergang klarer. Denn durch die Bewegung wird der Kreislauf angeregt und die Sauerstoffsättigung des Blutes verbessert. Aber auch die motorischen Anteile des Gehirns arbeiten und sorgen dafür, dass neue Verbindungen im Hirn entstehen, die zu neuen Einsichten führen können.

Hypnose

Das Bild, das von Filmen oder Romanen über Hypnose vermittelt wird, ist in vielen Fällen falsch und irreführend. Unter Hypnose befindet sich der Körper in einem entspannten Zustand und das Gehirn kann ganzheitlich denken und arbeiten. Und auch im Alltag gibt es hypnotische Episoden, die wir oft gar nicht als solche wahrnehmen, zum Beispiel das Beobachten der Wolken im Sommer, wenn man auf einer Wiese liegt.

Wie befrage ich das Unterbewusstsein: Bilder und Bildinterpretationen

Eine Methode, die ich auch im Coaching verwende, ist die Arbeit mit Bildern. Das Unterbewusste hat keine Worte, um auszudrücken, was in ihm vorgeht. Mit Bildern kann man das Sprachzentrum umgehen und das Unterbewusstsein ansprechen, wie auch die Forschung zeigt (zum Beispiel Krause/Storch 2018). Denn auf Bilder reagieren wir mit unserem ganzen Körper, nicht nur mit unserem Sprachzentrum. Eine besondere Art von Bildern sind Tarotkarten, denn sie enthalten komplexe Bildwelten und bieten dadurch mehr Räume für Interpretation und Kreativität.

Wie befrage ich das Unterbewusstsein: Quellen

Krause, Frank; Storch, Maja (2018): Ressourcen aktivieren mit dem Unbewussten. 2. erw. Aufl. Hogrefe Verlag: Bern

Wilson, Timothy D.. Strangers to Ourselves: Discovering the Adaptive Unconscious, Cambridge, MA and London, England: Harvard University Press, 2002. https://doi.org/10.4159/9780674045217

[PT1]https://www.psychologytoday.com/us/blog/supersurvivors/201707/does-the-unconscious-really-exist

[PT2]https://www.psychologytoday.com/us/blog/consciousness-and-beyond/202406/what-is-the-unconscious-mind

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